Die Frage kurz zu beantworten ist gar nicht so einfach. Eigentlich wird es auch immer schwerer, umso mehr man darüber weiß. Viele, die Yoga nur so vom Hörensagen kennen, denken entweder an einen älteren Yogi, der sitzend meditiert oder einfach an Turnübungen. Es hat von beiden vielleicht ein bisschen, trifft aber nicht wirklich zu. Um etwas besser zu verstehen und zu erklären was Yoga ist, werfen wir ein kleinen Blick auf die Philosophie:

Die Wurzeln des Yoga reichen 3000 Jahre zurück und liegen in Indien. Unter den (vielen)alten Schriften gibt es ein Werk, welches für die Yogaphilosophie besonders grundlegend ist. Es ist dasYoga Sutra von Patanjali. Es besteht aus 195 Sanskrit-Versen und wurde ca. 400 n. Christus verfasst. Der indische Gelehrte Patajali definiert darin Yoga als das Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Wenn alle anderen Gedankenströme zum Erliegen kommen, man wirklich im Hier und Jetzt ankommt und der Geist klar ist.
Daraus lässt sich schon fast erkennen: Ursprünglich war Yoga eher weniger die körperliche Praxis, die heute so verbreitet und beliebt ist. Der Fokus war eher meditativ und ging vor allem in Verbindung der Atemkontrolle und -lenkung einher. Man merkte früh, dass mehr in einem selbst ist, das tiefste (göttliche) Innere, sein wahre Selbst, unverfälscht von den Trübungen und oft falschen Wahrnehmungen im Alltag.
Lustigerweise ist das auch heute für die meisten gar nicht so weit weg, wenn man da an folgende Sprichwörter denkt:
  • In der Ruhe liegt die Kraft
  • einen klaren Kopf bewahren
  • Erst einmal tief durchatmen
  • ich sehe nun klar
Obwohl beim Yoga schon der Weg das Ziel ist, steht am Ende doch als oberstes erstrebenswertes Ziel die Erleuchtung. Dieser höchste geistige Zustand wird wirklich nur von wenigen erreicht, weswegen man aber kein schlechter Yogi ist! Für den Weg zur Erleuchtung samadhi schlägt uns Patanjali den 8-gliedrigen Pfad vor. Die ersten Stufen heißen Yamas & Niyamas. Das sind die Regeln im Umgang mit sich selbst und anderen. Darunter fällt z.B. Gewaltlosigkeit. Die meisten werden vielleicht denken:
Das ist ganz einfach, schließlich schlage oder erschieße ich ja niemand. 😉 Doch es geht darüber hinaus. Man soll und will versuchen im Alltag mehr Freundlichkeit, Toleranz und Liebe zu leben. Wie oft verletzten wir jemanden mit Worten, haben Rachegedanken etc. ? Weiterhin ist es natürlich an jedem selbst hier seine Grenzen zu definieren:
Esse ich Tiere? Kaufe ich tierische Produkte? Ist es schon Gewalt die Fliege zu erschlagen oder mit dem Auto über ein Frosch zu fahren?
Auch ein Punkt ist die Gewaltlosigkeit gegenüber sich selbst: Zwinge ich mich meinen
Job auszuführen? Gehe ich mit Gewalt noch tiefer in eine Yogahaltung? Ihr merkt, hier gibt es viel Denkstoff. Ebenso kann man bei den anderen Tugenden viel philosophieren, beispielsweise über Ehrlichkeit (Notlügen – ja/nein), Nicht stehlen (Geistiges Eigentum) oder Zufriedenheit (Neid, Gier).
Auf dem 8-gliedrigen Pfad folgt das und bekannteste Wort Asana, also die Körperübungen, wobei Patanjali tatsächlich nur von einer Haltung spricht: den aufrechten Sitz. Diese ist praktisch auch die Basis für die nächste/n Stufe/n. Zunächst kommt Pranayama, die bewusste Führung des Atems. Im Yoga arbeiten wir immer mit der Atmung. Alle Bewegungen sind mit der Aus- oder Einatmung verbunden und auch beim Halten von Asanas atmen wir bewusst sowie fließend und stets durch die Nase. Zudem werden in den Yogakursen immer mal wieder extra Pranayama-Übungen eingebaut.
Sinn und Zweck ist es in erster Linie, durch die Konzentration auf den Atem die Gedankenströme zu minimieren. Mit jedem bewussten Atemzug ist man wirklich im Hier und Jetzt. Weiterhin wird die Sauerstoffversorgung mit der Zeit verbessert und die Atmung wird feiner. Schließlich gibt es dann noch diverse Atemtechniken, die weitere unterschiedliche Wirkungen haben. Die nächsten Stufen bauen sich aufeinander auf und gehen von Rückzug der Sinne, Konzentration über Meditation zur Erleuchtung. Für den ersten Yoga-Überblick, ist dies jedoch erstmal zu vernachlässigen.
Was also macht Yoga wirklich aus und unterscheidet es von Bauch Bein Po oder so? 🙂
Wie es sich vermuten lässt, die Atmung ist das Elementare. Wir synchronisieren
Bewegung und Atmung, was zu einer Art Meditation in Motion führt. Man arbeitet nur mit
sich, mit seinem Körper &Geist und hat in dem Moment (möglichst) keine anderen
Gedanken. So kommt man mehr zu sich, zur Ruhe, was wieder den Kreis schließt zu den
Wünschen „vom Alltag abzuschalten“ oder „Stressabbauen“.
Bedeutend ist auch die Achtsamkeit, das Körperbewusstsein sowie – wahrnehmung. im
Yoga herrscht kein Leistungsdruck, wir bewerten oder vergleichen nicht. Man zwingt sich
nicht etwas durchzuhalten oder eine Position perfekt zu machen (siehe Gewaltlosigkeit).
Man achtet auf sich, lernt wie weit man gehen kann, lernt seinen Körper und dessen Reaktionen kennen. Es geht darum Grenzen zu erkennen, aber auch zu wissen wo man diese versuchen kann zu erweitern, zu öffnen. Selbststudium, Reflexion sind dabei auch interessante Stichpunkte.
Natürlich hat auch jede Asana eine bestimmte Wirkung: Es werden Muskeln gedehnt und gekräftigt, Ausrichtung und Aufrichtung stehen im Fokus. Im Gesamten kann man sagen, sollen Körper wie auch der Geist von Blockaden befreit werden. So soll und kann schließlich die Energie durch den Körper fließen. Diese Energie, die in der Yogapraxis freigesetzt wird und sich im Körper verteilt heißt Prana.
Damit sich diese noch besser im Körper verteilt, nutzt man die Bandhas.
Das bedeutet soviel wie Verschluss oder Schloss. Hier sind die beiden bedeutendsten Muhla Bandha (Wurzelverschluss, Beckenboden wird aktiviert, der Unterbauch richtet sich nach innen) und Uddyiana Bandha (Bauchdecke nach innen/ Bauchnabel zur Wirbelsäule). Grob gesagt wird dank der Bandhas die Wirbelsäule gelängt und stabilisiert und der untere Rücken wird geschützt. Energetisch sorgen die Bandhas dafür, dass die Energie nicht nach unten verloren geht und im Körper nach oben hin aufsteigt.
Übrigens: Das Wort Yoga kommt von der Wortsilbe „yuj“, was soviel bedeutet wie
anjochen oder anspannen, in Bezug auf das Anschirren von Zugtieren,
nun übertragen darauf den Geist einzuspannen, zu bündeln, zu kontrollieren. Eine
Übersetzung ist auch „Vereinigung, Integration und zwei Dinge verbinden/
zusammenführen“ – also Körper & Geist.